Nebenwirkungen von Krebstherapien verhindern
Kontrollierte Kühlung gegen Haarausfall und Nervenschädigungen
erschienen in Medizin-Journal Rhein-Main / Oktober 2021
→ Frau Dr. Schaper, in der Behandlung von Krebserkrankungen ist die Chemotherapie wohl die Therapie, die von den meisten Patienten wegen ihrer Nebenwirkungen besonders gefürchtet wird.
Die Angst vor typischen Nebenwirkun- gen wie Übelkeit, Erbrechen, mögliche Infektionen sowie Haarausfall und nicht zuletzt auch der Entwicklung von schmerzhaften Nervenschädigungen an Händen und Füßen ist tatsächlich sehr groß. Andererseits verbessert der Einsatz moderner, zielgerichteter und individualisierter Therapieoptionen die Langzeitprognose signifikant. Zu Beginn einer Chemotherapie ist es oft der Haarverlust, der für die Patienten die meist gefürchtete Nebenwirkung darstellt. Besonders für Frauen geht dieser einher mit starker Beeinträchtigung des Körper- und Selbstwertgefühls. Soziale Isolation und Rückzug sind oft die Folge.
→ Dazu muss es aber nicht kommen. Sie haben ein wirksames Mittel gefunden, um diese Nebenwirkungen zu verhindern, die Hilotherapie. Bitte erläutern Sie uns das näher.
Hilotherapie bedeutet den Einsatz von kontrollierter Kühlung. Der Wirkungsmechanismus dabei ist simpel: Durch kontinuierliche Kühlung der Kopf haut mittels eines Gerätes ausgestattet mit einer Kühlhaube, werden die Blutgefäße, die die Haarfollikel versorgen, enggestellt. Dadurch gelangen weniger toxische Substanzen an die Haarwurzel, sodass diese weniger geschädigt wird. Die Folge ist reduzierter Haarausfall.
→ Gibt es Umstände, die gegen den Einsatz der Kopfhautmanschette gegen Haarausfall sprechen?
Schwerwiegende Nebenwirkungen gibt es kaum, außer subjektive Intoleranz der Kälte gegebenenfalls verbunden mit Kopfschmerzen. Entscheidend ist bei der Kühlung der Kopfhaut, dass 30 Mi- nuten vor der Einleitung der Chemo mit der Kühlung begonnen wird. Je nach Medikament ist insbesondere bei der Kopf haut zusätzlich eine Nachkühlung von 60 bis 120 Minuten notwendig. Mit den tragbaren Modulen von Hilotherm kann der Patient sich dazu aber auf einen „normalen“ Stuhl begeben, sodass der Behandlungsstuhl nicht blockiert ist.
→ Monate später, zum Ende der onkologischen Therapie, ändert sich häufig die Wahrnehmung der Patienten – jetzt steht die Angst vor Langzeitkomplikationen wie z.B. der CIPN (Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie) im Vorder- grund. Was versteht man darunter?
Die sogenannte CIPN kann sich innerhalb weniger Wochen bis Monate nach erstmaliger Gabe der Chemotherapie entwickeln und für Monate bis Jahre nach Beendigung der Chemotherapie bestehen bleiben. Sie geht einher mit Schmerzen, Brennen an Händen und Füßen, Kribbeln und Sensibilitätsverlust (Taubheitsgefühl), teilweise verbunden mit Problemen in der Bewegungskoordination und Gleichgewicht.
Die CIPN tritt besonders bei den Patienten auf, die mit Taxanhaltigen Medikamenten (Paclitaxel, Docetaxel, nab-Paclitaxel) behandelt werden. Aber auch andere Präparate können zur CIPN führen. Beim Auftreten akuter Symptome während der Chemotherapie müssen oft die Therapieintervalle verlängert, die Dosis reduziert oder im schlimmsten Fall sogar die Chemotherapie abgebrochen werden. Teilweise kann CIPN auch eine Langzeitkomplikation werden, die den Patienten das weitere Leben lang begleitet und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt.
→ Wie beugt Hilotherapie der CIPN an Händen und Füßen vor?
Durch ein spezielles Gerät ausgestattet mit Hand-/Fußmanschetten werden die Extremitäten kontinuierlich gekühlt. Die Blutgefäße, welche die Nervenendigungen in Händen und Füßen versorgen, werden enggestellt und dadurch die Schädigung der Nervenendigungen reduziert. Die Folge ist die Vermeidung oder Reduktion der Langzeitkomplika- tion CIPN. Wichtig ist, dass die Kühlung vor, während und nach der Chemotherapie erfolgt, damit die Nervenschäden erst gar nicht entstehen. Eine spätere Kühlung lindert lediglich die Beschwerden, sie kann aber eine entwickelte Nervenschädigung nicht mehr beseitigen.
→ Wie muss man sich das in der Praxis für Kopf, Hände und Füße vorstellen?
Das Prozedere ist einfach: Die Kühlung erfolgt mit einem computergesteuerten Gerät und beginnt mit einer Vorkühlzeit von 30 Minuten. Sie wird fortgesetzt während der onkologischen Therapie und endet mit einer Nachkühlzeit, in der Regel für Füße und Hände circa 30 Minuten und für die Kopfhaut bis zu 60 bis 120 Minuten. Die genaue Dauer hängt ab von den onkologischen Substanzen, die verabreicht werden.
Im Laufe der Jahre gab es verschiedene Ansätze der Kühlung mit unter- schiedlicher Effektivität: häufig werden einfache, tiefgefrorene Kühlpads, Eis- packs, Elastogel Kühlhandschuhe oder -hauben für die Hand-Fuß-Kühlung bzw. Kopfhautkühlung genutzt. Der Nachteil ist, dass dabei die Kühlung nicht konstant erfolgt. Das Kühlmedium erwärmt sich und muss während der onkologischen Therapie mehrmals ausgewechselt werden. Darüber hinaus ist die „Eis“ -Kälte für die Patienten sehr unangenehm und wird daher schlecht toleriert. Vor allem aber ist die Wirkung nicht optimal.
Anders sieht dies bei computerge- steuerten Kühlgeräten aus, die mit einer konstanten, gradgenauen, Kühltemperatur den Kühlvorgang kontinuierlich gewährleisten. Diese Geräte sind sehr effektiv in der Vermeidung von Haarausfall und CIPN, werden von den Patienten gut toleriert. Zudem ist die Kühlung für das Pflegepersonal problemlos durchführbar.
→ Wie kann ich als Patient sicherstellen, dass mir bei der Chemotherapie Kühlung durch Chemo-Care zur Verfügung gestellt wird?
ChemoCare-Geräte stehen entweder schon in Ihrer Klinik oder Praxis bereit oder Sie können Sie direkt beim Hersteller Hilotherm mieten.